Baujahr 1928, während der Novemberpogrome 1938 niedergebrannt, 1940 Umbau zu Wohnhaus
Architekt Bernhard Himmelskamp
»1928 wurde der Neubau von Synagoge und Schulhaus nach Entwürfen des Architekten Bernhard Himmelskamp errichtet. Die Synagoge war ein stattliches, mit einer flachen Kuppel bekröntes Gebäude mit bleiverglasten Fenstern. […] Nach kurzen Jahren der Freude über das neue Gemeindezentrum warfen die wirtschaftliche Rezession von 1929 und ihre Folgen düstere Schatten auf die jüdische Gemeinde. Schon bald war sie nicht mehr im Stande die fälligen Zinsen für die auf dem Synagogengrundstück lastende Hypothek zu zahlen. 1933 ging die noch offene halbe Schuld in Höhe von 27 500 Goldmark auf die Landessparkasse zu Oldenburg über, am 29. November desselben Jahres wurde eine Vereinbarung zwischen der Synagogengemeinde, dem Preußischen Landesverband Jüdischer Gemeinden und der Sparkasse über die Abdeckung aller Verbindlichkeiten der Synagogen-Gemeinde bei der Bank getroffen. Am 7. Januar 1934 fasste die Synagogen-Gemeinde den Beschluss, den größten Tei ihrer unbebauten Grundstücksfläche an die Landessparkasse zu verkaufen. Ihr verblieben lediglich die Synagoge, das Schulhaus und der dazu gehörige Schulgarten. […] Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die sogenannte Reichskristallnacht, brachte wie überall im Deutschen Reich auch den Todesstoß für die Synagoge und die jüdische Gemeinde in Delmenhorst. Die Nationalsozialisten vernichteten in einer angeblichen Vergeltungsaktion für die Ermordung des Gesandtschaftsrates vom Rath das Gotteshaus mit einem gemeinen Brandanschlag. In Augenzeugenberichten heißt es hierzu: ›Die Synagoge wollte zunächst nicht brennen, da die schweren Eichenbänke kein Feuer fingen und der Raum auch sonst nicht viel Brennbares enthielt. Erst als die Brandstifter mit Benzin getränkte Erbsensträucher und sogar Benzinkanister in den Innenraum geworfen hatten, brach das Feuer richtig aus. Von den Nachbarn alarmiert, kam die Feuerwehr, legte ihre Schläuche aus, aber die Geheime Staatspolizei war auch da und verbot ihr, zu löschen.‹ So brannte das erst zehn Jahre alte Synagogengebäude aus, lediglich seine Grundmauern blieben erhalten. Am 6. Dezember 1939 erwarb der Kaufmann Friedrich Schierenbeck aus Heidkrug die Ruine der Synagoge von der Landessparkasse. Am 29. Dezember desselben Jahres verzichtete der Viehhändler Georg Israel Frank als Vorsteher der Synagogen-Gemeinde in einem Notariatsprotokoll auf die Ausübung von Wiederkaufs-, Vorkaufs- und Überwegungsrechten [Bereits 1940 wurde die vormalige Synagoge zu einem Wohnhaus umgebaut, und zwar vom gleichen Architekten, der sie auch ursprünglich errichtet hatte, Anm. d. Autors]. Nach dem Zweiten Weltkrieg, am 8. Oktober 1948, wurde das Grundstück aufgrund des Gesetzes Nr. 52 der Militärregierung in Verbindung mit der Allgemeinen Anordnung Nr. 10 gesperrt. Ein Rückerstattungsverfahren der Jewish Trust Corporation brachte keine Unrechtmäßigkeiten an den Tag und beließ es bei den bestehenden Eigentumsverhältnissen. 1960 ging das Grundstück auf die Erbengemeinschaft Schierenbeck über, es befindet sich bis jetzt in Privatbesitz. Das Gebäude der ehemaligen Synagoge dient heute als Wohnhaus.« Werner Garbas, Frank Hethey: Delmenhorst. Häuser und ihre Geschichte(n). Berlin/Wildeshausen 2011.
»Versteckt unter Bäumen liegt das Pfarrhaus – ein besonders gelungener Bau mit Krüppelwalmdach, mit kleinem Treppengiebel und einem aus der Bauflucht zurückgenommenem Eingangsbereich.« Nils Aschenbeck: Architektur, Skulpturen und Parkanlagen in Delmenhorst. Delmenhorst 1993. S. 17.
»Im Oktober 1907 […] wurde (Bernhard Himmelskamp) […] mit seiner Frau in Delmenhorst ansässig, wo er ein Haus in der Kantstraße 3 bezog. In diesem führte er die Geschäfte der Firma für Architektur und Kunstgewerbe der Architekten Kaiser und Jatho, mit denen er befreundet war. Gemeinsam entwarfen die drei Männer eine Reihe von Bauten, insbesondere Wohnhäuser im Bereich der Bismarck- und Oldenburger Straße. 1912 schufen sie die Christuskirche an der Bremer Straße. Schon kurz darauf trennten sich ihre Wege. Kaiser und Jatho eröffneten ein neues großes Büro an der Bremer Sögestraße, Himmelskamp blieb in Delmenhorst und arbeitete in eigener Regie weiter. […] Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg brachte einen weiteren Aufschwung für sein berufliches Schaffen. […] 1927/28 baute Himmelskamp für die jüdische Gemeinde an der Cramerstraße die neue Synagoge und ein Schulhaus. […] [1931] hatte Himmelskamp sein nächstes großes Bauvorhaben an der Nelkenstraße 5 abgeschlossen, wo er für die Neuapostolische Gemeinde einen Neubau erstellt hatte, der insbesondere durch die Gliederung des Baukörpers durch schmale Fensterbände ins Auge fiel. Der Architekt Himmelskamp hatte den Zenit seiner Laufbahn erreicht.« Werner Garbas, Frank Hethey (Hg.): Delmenhorster Lebensbilder. Menschen und ihre Beziehungen zu Delmenhorst. Delmenhorst 2004.
Sakralbauten Friedhofskapelle, Wildeshauser Str. 110
Baujahr 1928
Architekt Fritz Höger
Evangelischer Friedhof
»Blockhafter Klinkerbau mit schmalen hohen Fenstern (Lichtschlitze) unter einem extrem flachen Dach. Überhöhter Chorturm im Nordwesten. Ehem. Spitzbogenportal mit neuem Eingangsvorbau« Denkmalliste Stadt Delmenhorst
»Im Oktober 1907 […] wurde (Bernhard Himmelskamp) […] mit seiner Frau in Delmenhorst ansässig, wo er ein Haus in der Kantstraße 3 bezog. In diesem führte er die Geschäfte der Firma für Architektur und Kunstgewerbe der Architekten Kaiser und Jatho, mit denen er befreundet war. Gemeinsam entwarfen die drei Männer eine Reihe von Bauten, insbesondere Wohnhäuser im Bereich der Bismarck- und Oldenburger Straße. 1912 schufen sie die Christuskirche an der Bremer Straße. Schon kurz darauf trennten sich ihre Wege. Kaiser und Jatho eröffneten ein neues großes Büro an der Bremer Sögestraße, Himmelskamp blieb in Delmenhorst und arbeitete in eigener Regie weiter. […] Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg brachte einen weiteren Aufschwung für sein berufliches Schaffen.« Werner Garbas, Frank Hethey (Hg.): Delmenhorster Lebensbilder. Menschen und ihre Beziehungen zu Delmenhorst. Delmenhorst 2004.
»Die von der Stadt Delmenhorst in Auftrag gegebene Kapelle auf dem kommunalen Friedhof Bungerhof entstand in den Jahren 1927-28 nach Entwürfen von Fritz Höger im Stile des norddeutschen Backsteinexpressionismus. Das schlicht gestaltete Gebäude besteht aus einer rechteckigen Halle mit einem Satteldach, an deren Längsseiten sich offene Arkadengänge mit flachem Dach befinden. Über dem Vestibül ragt der massive kubische Glockenturm auf, der mit streng geometrisch gehaltener Klinkerornamentik versehen ist. Die offen sichtbare Glocke schützt ein aus dem Turmbau herausragendes Vordach. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich hinter der Halle mehrere Leichenkammern. Anders als die ebenfalls von Höger gestaltete ev. Friedhofskapelle an der Wildeshauser Straße ist die Kapelle Bungerhof weitgehend im Ursprungszustand erhalten.« Oldenburgische Landschaft (Hg.): Baudenkmäler im Oldenburger Land. Wilhelmshaven 2017. S. 73
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