Verkehrsbauten Bahnhof Annenheide, Annenheider Str. 200
Baujahr 1914
Architekt Schröder (Stadtbauführer)
»Kurz vor dem Bahnübergang über die Annenheider Straße zweigt die Strecke nach Adelheide und zur Kaserne ab. Hinter dem Bahnübergang liegt bei km 3,800 der Bahnhof Annenheide mit dem original erhaltenen Bahnhofsgebäude, dem Bahnsteig und der Ladestraße die bis heute noch gelegentlich für Verladungen benutzt wird. Die Gleisanlagen verzweigen sich hier auf insgesamt drei Gleise, die zum Rangieren und Wenden benutzt werden, sowie häufig zum Abstellen von Güterwaggons.« wikipedia.org/Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn (→ externer Link)
»Schon früh bemühten sich die Delmenhorster Stadtväter darum, Einfluss auf Planungen neuer Bahnlinien im Umfeld zu nehmen. Mit der Gemeinde Harpstedt führte Bürgermeister Koch 1904 Verhandlungen über die Trasse einer projektierten Bahn von Harpstedt, nicht wie vorgesehen nach Huchting oder Heidkrug, sondern mit Anbindung an Delmenhorst. Koch sah Vorteile in dieser Anbindung, zum einen, weil die Region um Harpstedt ein kaufkräftiges Hinterland für Delmenhorst darstellte, zum anderen, weil der städtische Düsternort etwa in seiner Mitte von der Bahntrasse durchquert werden würde. […] 1907 stand der Streckenverlauf auf preußischem Gebiet fest, und 1909 stimmte auch Delmenhorst definitiv dem Eisenbahnbau zu, nachdem die Unterstützung der Oldenburgischen Staatsregierung sicher war. Im August 1910 wurde der Gesellschaftsvertrag der Kleinbahn Delmenhorst-Harpstedt GmbH geschlossen, an der Delmenhorst ein Stammkapital von 125.000 Mark hielt. Der Bau der Bahnstrecke begann im März 1911, schon am 6. Juni 1912 konnte der planmäßige Verkehr aufgenommen werden. Bereits 1908 hatte die Stadt Delmenhorst im Hinblick auf den Bahnbau von der Familie Pundt das Gut Hasport, zur Gemeinde Hasbergen gehörig, erworben. Am 19. Juli 1912 informierte das Amt Delmenhorst den Stadtmagistrat von der angedachten Regelung, dass ein bei der Haltestelle Annenheide zu konzessionierender Gastwirt unentgeltlich die Aufgaben eines für die Güterabfertigung und den Fahrkartenverkauf erforderlichen Bahnagenten übernehmen solle. Die Stadt wurde gebeten, in unmittelbarer Nähe der Haltestelle ein Wirtschaftsgebäude zu errichten und diesen Bahnagenten zu stellen, ferner den für die Herstellung eines Ladegleises erforderlichen Grund und Boden kostenlos abzutreten. Der Gesamtstadtrat genehmigte dies am 28. Mai 1913 und ging die Verpflichtung ein, von der aus dem Verkauf der durch den Bahnbau vom Rumpfgut abgetrennten Ländereien des Gutes Hasport erlösten Einnahmen einen Betrag bis zu 15.000 Mark für das Wirtschaftsgebäude in Annenheide zur Verfügung zu stellen. Mit den Bauplanungen wurde Stadtbauführer Schröder beauftragt. Er reichte am 15. Januar 1914 einen Kostenvoranschlag ein, der mit einer Summe von 18.600 Mark schloss, aber noch nicht Stall, Waschküche und die erforderlichen Aborte berücksichtigte. Schröder begründete dies mit Zeitmangel […]. Die Stadtvertretung lehnte Schröders Entwurf wegen zu hoher Kosten kategorisch ab und forderte ein Abspecken der Planungen. Entfallen sollte einer der vorgesehenen Warteräume und auch die Diensträume des Bahnagenten sollten verkleinert werden. Schröder erstellte einen neuen Entwurf mit reduzierter Grundfläche, der Ende Februar 1914 von den städtischen Gremien gebilligt wurde. Er sah ein Kellergeschoss mit Bier- und Wirtschaftskellerräumen vor, das Erdgeschoss mit zwei Wartesälen für die II. und III. Klasse, Küche, Buffet, Dienst-, Güter- und Gepäckraum. Im Obergeschoss befanden sich die Wohnräume des Bahnagenten. Mitte Juni 1914 konnte das Richtfest gefeiert werden, nach Fertigstellung des Gebäudes begann am 1. November 1914 der Güterumschlag an der Station Annenheide. Erster Pächter und Bahnagent war ab April 1915 der Kaufmann Hermann Peters aus Nordwohlde, dem nach dem Pachtvertrag auch Ländereien […] zustanden. Auf Peters folgte 1920 Hermann Bultmann aus Dünsen, für den die Pachtstelle um zusätzliches Weideland vergrößert wurde. Er blieb Bahnagent bis zu seinem Tod im Juli 1954, danach führte seine Witwe, später Schwiegersohn Hans Denker die Agentur weiter. 1953 wurde das Bahnhofsgebäude um eine Veranda und eine Toilettenanlage erweitert. Die Stadt hatte aber schon bald kein Interesse mehr an der Immobilie und veräußerte sie 1965 an die Pächterfamilie Denker. 1967 wurde der Personenverkehr auf der Linie eingestellt.« Werner Garbas: Ausflüge in Delmenhorsts Vergangenheit. Oldenburg 2019, S. 64f.
Industrie- und Technikbauten Wagenfabrik Carl Tönjes, Ludwig-Kaufmann-Str. 3
Baujahr 1908
Architekt nicht bekannt
»Südlich der neuen Straße [Schlüsselstraße, heute Ludwig-Kaufmann-Straße], auf den Hintergrundstücken der Oldenburger Straße, wurden rasch weitere Industriebetriebe ansässig. 1908 errichtete hier die Wagenfabrik Carl Tönjes eine Produktionshalle, in der bis 1913 Automobile noch weitgehend in Handarbeit gefertigt wurden. Die Entwürfe für die Automobile lieferte niemand anderes als Rathausarchitekt Heinz Stoffregen. Die Halle der Firma Tönjes, in der später auch Munition hergestellt wurde, ist bis heute erhalten geblieben – ein riesiger, viergeschossiger Stahlbetonbau, eines der imposantesten Industriebauwerke, die es noch in Delmenhorst gibt. […] Besonders eindrucksvoll, beinahe erdrückend, wirkt die hohe graue Rauhputzwand der alten Tönjes-Wagenfabrik. Die Fabrikfassade wirkt allein durch die vertikale Struktur der Eisenbetonträger. Die dazwischen liegenden Fenster bilden ein regelmäßiges Raster. Nach Abriß der Hansa-Linoleum-Fabrik, nach Abriß der Jute-Hallen und nach weitgehender Modernisierung der DLW-Bauten verkörpert die Fabrik an der Hegelerstraße ein letztes, noch in Funktion befindliches Stück der Industriestadt Delmenhorst.« Nils Aschenbeck, Karolin Bubke: Delmenhorster Straßen und Häuser. Delmenhorst 1999. S. 59-61
Industrie- und Technikbauten Wasserturm, Rathausplatz 1
Baujahr 1910
Architekt Heinz Stoffregen
»Der sachlich modern gestaltete Turmbau ist 44m hoch und trägt in seinem Inneren einen 500m3 großen genieteten Stahlspeicher, der bei vollem Füllstand somit 500 Tonnen Gewicht in den Kopf des Wasserturms bringt. Der architektonische Entwurf ist schlicht und klar gegliedert, ohne die große Anzahl an Schmuckelementen der gerade vergangenen Stilepochen. Wuchtig und massiv steht der Wasserturm, seit Jahrzehnten ein Delmenhorster Wahrzeichen, auch mehr als 100 Jahre später fest im Zentrum der Stadt. Erst im Januar 2011 wurde er seiner ursprünglichen technischen Funktion für die Wasserversorgung ›entledigt‹ und der Wasserspeicher stillgelegt. Heute dient der Turm nach wie vor als Aussichtsturm und gelegentlich für Installationen und Projekte als außergewöhnlicher Kunstraum.« Oldenburgische Landschaft (Hg.): Baudenkmäler im Oldenburger Land. Wilhelmshaven 2017. S. 104
Industrie- und Technikbauten Transformatorenstation, Kantstr. 15
Baujahr wohl 1920er Jahre
Architekt nicht bekannt
»[…] sehen wir auf der rechten Seite ein kleines Transformatorenhaus aus den 20er Jahren – ein gelungenes Kleinod, ganz aus Klinker aufgemauert.« Nils Aschenbeck: Architektur, Skulpturen und Parkanlagen in Delmenhorst.Delmenhorst 1993. S. 42
Industrie- und Technikbauten Transformatorenstation, An den Graften 38
Baujahr 1909
Architekt nicht bekannt
»In einer Transformatorenstation (Umspannstation, Netzstation), kurz Trafostation, wird die elektrische Energie aus dem Mittelspannungsnetz mit einer Spannung von 10 bis 36 kV (i.d.R. 20 kV) auf die in Niederspannungsnetzen verwendete 400/230 Volt (früher 380/220 V) umgewandelt. Weil bis zum Anfang der 1980er Jahre Freileitungen üblich waren, wurden die Trafostationen als Turmstationen, später Maststationen ausgeführt. Die Turmstation in Delmenhorst gehört zum im Januar 2011 stillgelegten Wasserwerk An den Graften der Stadtwerke Delmenhorst.« Oldenburgische Landschaft (Hg.): Baudenkmäler im Oldenburger Land. Wilhelmshaven 2017. S. 242
Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.